Was dauert länger: Warten auf Godot oder einen Arzttermin?

Vor einiger Zeit haben wir unsere Leser im Rahmen des Artikels „Droht in Deutschland ein Ärztemangel?“ dazu aufgefordert, uns ihre Meinung und ihre Erfahrungen mit Arztterminen mitzuteilen, insbesondere dazu, wie weit sie bis zum Spezialisten fahren mussten und wie lange es dauerte, bis sie einen Termin bekamen. Dem Thema der Wartezeit auf einen Arzttermin bei einem Facharzt hat sich nun auch die Große Koalition angenommen und dazu im Koalitionsvertrag (S. 75) hierzu folgendes festgelegt:

„Für gesetzlich Versicherte wollen wir die Wartezeit auf einen Arzttermin deutlich reduzieren. Sie sollen sich zukünftig bei Überweisung an einen Facharzt an eine zentrale Terminservicestelle bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) wenden können. Diese vermittelt innerhalb einer Woche einen Behandlungstermin. Für den Termin soll im Regelfall eine Wartezeit von vier Wochen nicht überschritten werden. Gelingt dies nicht, wird von der Terminservicestelle ein Termin – außer in medizinisch nicht begründeten Fällen – zur ambulanten Behandlung in einem Krankenhaus angeboten. Die Behandlung erfolgt dann zu Lasten des jeweiligen KV-Budgets. Diese Terminservicestellen können in Kooperation mit Krankenkassen betrieben werden.“

Was zunächst nach einer guten Idee klingt und die Patientenversorgung verbessern soll, stellt sich bei näherem Hinsehen allerdings als möglicherweise nicht hinreichend durchdachter Vorschlag dar:

So hat bereits der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, deutliche Kritik geübt und diesen Vorschlag als “unsinnig” bezeichnet. Gleichzeitig hält er einen Gegenvorschlag parat, indem er sich für die Einführung einer “dringlichen Überweisung” ausspricht, wonach Hausärzte ihre Patienten in dringenden Fällen zügig zu einem Facharzt übermitteln können. Wer dann allerdings ohne eine solche dringliche Überweisung des Hausarztes einen Termin bei einem Facharzt wünscht, müsse gegebenenfalls etwas längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Wichtig sei jedenfalls, dass das Terminmanagement weiterhin in den Händen der Ärzte bleibe und Termine beim Facharzt nach wie vor aus medizinischen Gründen vergeben werden. Die Termingarantie hingegen könnte dazu führen, dass weniger schwere Fälle in den Krankenhäusern landen. Hierauf seien die Krankenhäuser aber nicht eingestellt. Außerdem ist zu befürchten, dass niedergelassene Ärzte benachteiligt werden, weil die Krankenhäuser ihnen Patienten “wegnehmen”.

Und wie ist die Forderung nach kürzeren Wartezeiten beim Facharzt mit dem ebenfalls ins Spiel gebrachten Recht auf ärztliche Zweitmeinung unter einen Hut zu bekommen?

Auf jeden Fall tun sich hier im Gesundheitswesen neue Baustellen auf. Aber wer hat den Patienten um seine Meinung gefragt?

Dies tun wir hiermit und bitten um Diskussionsbeiträge.

 

 

Quellen:

-          http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-01/facharzt-wartezeiten-koalitionsvertrag

-          http://www.tagesschau.de/inland/facharzttermine100.html

-          http://www.n-tv.de/politik/Aerztepraesident-will-Dringliche-Ueberweisung-article11978331.html

-          http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=3.71.11025.11789.11846

http://www.rp-online.de/politik/deutschland/bestechlichkeit-unter-strafe-stellen-aid-1.3910328

Hinterlasse eine Antwort