Rückenbeschwerden und der zu schnelle Griff zum Skalpell. Können Medizinregister davor schützen?

Waren es im Jahr 2005 noch 326.962 Eingriffe, die an der Wirbelsäule vorgenommen wurden, so stieg die Zahl innerhalb weniger Jahre auf 734.644 im Jahr 2011 an. Das zeigt, dass heutzutage deutlich mehr Eingriffe an der Wirbelsäule vorgenommen werden, als noch vor wenigen Jahren.

Dass die Häufigkeit an Rückenbeschwerden ebenso stark angestiegen ist, kann stark bezweifelt werden. Deutlich näher liegt der Verdacht, dass der Griff zum Skalpell viel zu schnell erfolgt. Dabei sollte inzwischen hinlänglich bekannt sein, dass Operationen erst dann erfolgen sollten, wenn andere Behandlungsmaßnahmen (z.B. Physio- und Schmerztherapie) bereits ausgeschöpft wurden.

Das gilt nicht nur für Rückenoperationen, sondern auch für andere operative Maßnahmen wie etwa den Einsatz von Hüft- oder Kniegelenksprothesen.
Medizinregister können zwar keinen Schutz vor zu häufigen und voreiligen Griffen zum Operationsbesteck gewähren, aber sie können zumindest auf Dauer insgesamt zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität führen.

Eines der zahlreichen Medizinregister ist das Endoprothesenregister. Lief dieses zunächst nur im Probebetrieb mit ca. vierzig teilnehmenden Kliniken, können sich seit Anfang des Jahres 2014 bundesweit alle interessierten Krankenhäuser an dem Endoprothesenregister beteiligen. Bislang haben sich über 240 Kliniken angemeldet, die der Registerstelle einige Daten bezüglich der von ihnen durchgeführten Prothesenoperationen übermitteln. Die Datenbank umfasst derzeit mehr als 38.000 Einträge. Zu den Daten zählen der Barcode des Implantats sowie pseudonymisierte Patientendaten.

So ist es in der Folge möglich, jedes einzelne transplantierte Produkt später wieder ausfindig zu machen und Patienten für den Fall, dass etwa Materialschwächen oder andere Produktmängel vorliegen (man denke an den Skandal mit den mangelhaften Brustimplantaten der französischen Firma PIP!) zu informieren. Außerdem kann durch ein solches Register nachgehalten werden, wie häufig die einzelnen Kliniken weitere Operationen durchführen, also wie häufig Revisionen und Wechseloperationen stattfinden.

Im Hinblick auf die Vorzüge eines solchen Registers – namentlich zur Qualitätssicherung, der Verbesserung der Versorgungsqualität und der Weiterentwicklung der endoprothetischen Verfahren – bleibt zu hoffen, dass sich das Endoprothesenregister noch weiter durchsetzt. Ziel des Registers ist es laut dessen Geschäftsführer Prof. Dr. Joachim Hassenpflug, in Zukunft alle Eingriffe im Bereich der Endoprothetik – mithin etwa 400.000 jährlich – zu erfassen.

Wo wir gerade schon beim Thema Register sind: Es gibt übrigens auch noch ein Traumaregister. In Deutschland gibt es bis zu 35.000 Schwerverletzte und in das Traumaregister sollen möglichst viele Daten über die Versorgung ebendieser Patientengruppe eingetragen werden. 572 Kliniken nehmen derzeit an der Registrierung teil und im Jahr 2012 wurden fast 29.000 Meldungen in das Register aufgenommen. Die Auswertung der Registerdaten hat ergeben, dass heutzutage deutlich mehr Schwerverletzte überleben als noch vor 20 Jahren: während in den neunziger Jahren jeder Vierte an den Folgen seiner schweren Verletzungen starb, überleben heute 9 von 10 Schwerverletzten. Auch Klinikabläufe konnten infolge der Registerauswertung verbessert werden.

Und welche Register hat die Medizinbranche noch zu bieten? Die Liste an medizinischen Registern ist endlos. Insofern seien hier nur einige wenige aufgeführt:

- Mukoviszidose-Register
- Deutsches IVF-Register
- Berliner Herzinfarktregister
- Herzschrittmacher-Register
- Multiple Sklerose Register
- Deutsches Kinderkrebsregister
- Deutsches Reanimationsregister

Quellen:
- „Es muss nicht gleich das Skalpell sein“, FAZ vom 30.10.2013
- Endoprothesenregister Deutschland: http://www.eprd.de/
- http://www.arztbibliothek.de/themenschwerpunkt/themen-von-a-z/medizinregister

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