Brustkrebsvorsorge

Brustkrebs ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern der industrialisierten Welt die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, und damit auch diejenige Krebserkrankung, an der die meisten Frauen sterben.

Eine frühe Diagnose von Brustkrebs verringert nicht nur das Sterberisiko deutlich, sondern erlaubt auch bessere und weniger belastende Behandlungsmöglichkeiten. In reger Diskussion befindet sich aber die Art und Weise der Diagnose. Nach der entsprechenden S3-Leitlinie (medizinische Leitlinie der höchsten Qualitätsstufe, siehe hierzu: http://www.awmf.org/leitlinien.html) gilt die Mammographie seit langem alsr vorherrschende Methode. Seit einiger Zeit mehren sich jedoch die Stimmen, die anstelle der Brustkrebsvorsorge per Mammographie eine Untersuchung mittels Magnetresonanztomografie (MRT) – auch Kernspin-Tomografie genannt – fordern.

Die Mammographie wird in Deutschland seit Anfang 2004 für alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre kostenlos angeboten. Sinn dieser Untersuchung ist es, Brustkrebs früher zu erkennen, sodass die betroffenen Frauen erfolgreicher behandelt werden können, wodurch schließlich auch die Anzahl der Todesfälle durch die Erkrankung vermindert werden soll. Dass bislang nur jede zweite Frau dieses kostenlose Angebot wahrnimmt, stieß vor allem bei den Krankenkassen auf Enttäuschung. Seitens der Ärzteschaft und einiger Forscher wird der Nutzen der Mammographie allerdings schon seit längerem in Frage gestellt. Als problematisch gelten hier insbesondere zwei Faktoren: Zum einen soll die Erfolgsrate der Mammographie relativ gering sein, zum anderen besteht die Vermutung, dass die Untersuchung selbst ein Risiko darstelle; möglicherweise wird in einigen Fällen der Brustkrebs erst infolge der regelmäßigen Röntgenuntersuchung ausgelöst.

Forscher und Ärzte fordern MRT statt Mammographie

Anfang 2011 wurde eine dänische Studie (von Jørgensen/Gøtsche/Zahl) veröffentlicht, die der Mammographie ein vernichtendes Urteil ausstellt.  Bemängelt wird, dass eine relativ hohe Rate an Fehldiagnosen gestellt werde, die Frauen unnötigerweise in Angst versetzen.

Die konkreten von den genannten Forschern festgestellten Zahlen hat die Fachärztin Ingrid Mühlhauser, die an der Universität Hamburg Gesundheitswissenschaften lehrt und darüber hinaus schon einige Arbeiten über Mammographie verfasst hat, einmal auf Deutschland bezogen: Demnach würde über zehn Jahre hinweg das Leben von 5000 Frauen verlängert, allerdings würden 50.000 im gleichen Zeitraum eine ungerechtfertigte Diagnose und Behandlung erfahren und bei zwei Millionen Frauen käme es zu einem Verdacht, der durch weitere Untersuchungen abgeklärt werden müsste.

Zwar führen die  Befürworter der Mammographie an, dass seit Einführung der Brustkrebsvorsorge mittels Mammographie die Todesfälle durch Brustkrebs deutlich reduziert wurden. Den dänischen Forschern zufolge lässt diese Rate jedoch unberücksichtigt, dass die Anzahl der  Todesfälle insgesamt reduziert wurde,  unabhängig davon, ob eine Mammographie stattgefunden hat oder nicht. Dies hängt wohl damit zusammen, dass insgesamt bessere Behandlungsmöglichkeiten bestehen, sich die Lebensbedingungen verbessert haben und bestimmte Risikofaktoren zurückgegangen sind.

Die stattdessen befürwortete MRT ist ein bildgebendes Verfahren, welches das Brustgewebe in dünnen Schichten abbildet. Da es im Vergleich zur Mammographie sensitiver ist, werden deutlich mehr Tumore entdeckt.

Insgesamt sei die MRT zuverlässiger und erlaube eine genauere Einschätzung der Tumorausdehnung. Dies zeigte eine über fünf Jahre angelegte Studie, in der ein direkter Vergleich zwischen MRT, Mammographie und Ultraschall durchgeführt wurde. Als einzig kritisch wird – so wie auch bei der Mammographie -  die relativ hohe Rate an falsch-positiven Befunden bemängelt.

Trotz der dennoch bestehenden zahlreichen Vorteile der MRT gegenüber der Mammographie wird die MRT bisher nur bei Patienten mit hohem Brustkrebsrisiko angewandt. Entscheidend für die Beständigkeit der geltenden Leitlinie ist wohl auch der Kostenfaktor: mit rund 450 € ist die MRT deutlich teurer als die Mammographie, die etwa 110 € kostet.

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